Lucy: 14 Tage zurück

Lucy ist jetzt seit 14 Tagen wieder da. Sie hat sich verändert und ist doch gleich geblieben.

Die ersten Tage war sie offenbar von den Erlebnissen so mitgenommen, dass sie fast den ganzen Tag auf ihrem Lieblingsplatz, dem Katzenbaum, gelegen hat. Das Wichtigste war ihr zu schlafen. Nach und nach ist sie dann wieder munterer geworden und läuft wieder mehr durch die Wohnung. Insgesamt scheint sie sehr zufrieden zu sein, und die Sicherheit und Ruhe als sehr wohltuend zu erleben. Dazu frisst sie sich wieder rund. Es gibt deutlich weniger Stress mit Scotty, unserer anderen Katze.


Ich glaube fast, es gibt so eine Art Maslow-Pyramide auch für Katzen (oder nur für Katzen? Bei Menschen halte ich das Modell doch für arg vereinfacht). Nachdem Lucy in Ruhe geschlafen und gefressen hat, kam sie zunehmend an hat sich in unserer Umgebung aufgehalten. Sie lag dann wieder auf der Sessellehne und wirkte zufrieden. Danach kam sie an und wollte gestreichelt werden. Sie hat dabei ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie das zu passieren hat. Jetzt hoffe ich, sie findet ihre Selbstverwirklichung nicht wieder durch Ausflüge, von denen sie nicht zurückkommt.


Lucy hat ihre Eigenheiten beibehalten. Sie kommt auf mich zu und stupst mich mit dem Kopf an. Dann ist es gnädig erlaubt, sie zu streicheln. Sie rollt sich auf ihre spezielle Art ein und hat inzwischen wieder herausgefunden, dass auf meiner Seite des Bettes am Fußende ein Plätzchen für sie ist. Ich bin wirklich froh, dass wir sie wiedergefunden haben.


Lucy_draußen

Am Sonntag hat Lucy zum ersten Mal ein offenes Fenster genutzt um einen kleinen Ausflug nach Draußen zu machen. Wir können und wollen sie auf Dauer nicht hindern, wieder durch die Umgebung zu schleichen. Ich hoffe, sie kann und will den Rückweg in Zukunft finden.

 

Das Museum Lichtenberg: Tafeln hängen an Wänden

Über Dinge zu reflektieren birgt den Kern der Veränderung schon in sich. So habe ich heute auf dem Heimweg einen Zwischenstopp eingelegt und das Museum Lichtenberg im Kaskelkiez besucht. Als ich die Museumsräume betrat, wurde ich von einem Mitarbeiter angesprochen, ob ich „nur schauen“ wollte. Als ich das bejahte, hat er sich erstaunt zurückgezogen. Besucher sind wohl während der allgemeinen Öffnungszeiten ungewöhnlich. Ich weiß jetzt auch warum.

Da Museum bietet in einer Dauerausstellung einen Überblick über die Geschichte des heutigen Stadtbezirks Lichtenberg in den letzten 700 Jahren. Leider besteht es überwiegend aus Texttafeln, die nur mit wenigen und nicht immer passenden Fotos aufgelockert werden. Weiterhin stehen verschiedene Exponate aus der jüngeren Geschichte wahllos im Raum herum.

In den Texten wird versucht, die Verbindung von allgemeinen Entwicklungen zu lokalen Ereignissen darzustellen. Als jemand, für den von draußen betrachtet meist Berlin insgesamt die kleinste wahrgenommene Einheit war, war es schon interessant mitzubekommen, welche Ereignisse im Stadtbezirk verortet waren. Als weltpolitisches Ereignis war mir bisher nur die Kapitulation in Karlshorst am 08/09.05.1945 bekannt, der auch ein Museum gewidmet ist. Aber Lichtenberg war als Berliner Vorstadt Ort vieler Episoden, beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg und während der napoleonischen Zeit. Also habe ich schon so einiges über meinen Wohnort gelernt.

Im ersten Stock war eine ebenso textlastige Sonderausstellung über Carl August von Hardenberg und Friedrich Scharnweber, die von einem zweiten Mitarbeiter bewacht wurde, ein Job den ich nur Menschen empfehlen kann, die gerne viel lesen. Die dortigen Exponate konnte ich überwiegend der Ausstellung gar nicht zuordnen. Vielleicht stehen sie auch immer dort und wurden nur in die Ecke geschoben. Leider habe ich vergessen Fotos zu machen.

Grundsätzlich befürworte ich die Einrichtung von lokalen Museen und es haben viele Städte mit weniger als 260.000 Einwohnern ein „Heimatmuseum“. Ich habe keine Kenntnis der Geschichte des Museums. Für mich stellt sich jedoch die Frage, welchen Sinn eine Ausstellung hat, wenn offensichtlich die Mittel fehlen sie nach grundlegenden museumspädagogischen Kriterien zu gestalten.

Es gibt noch weitere Dinge die ich nicht verstehe: Nach Hans und Hilde Coppie ist ein Gymnasium in Lichtenberg benannt. Trotzdem tauchen sie auf der Tafel, die dem Widerstand gegen die Nazis gewidmet ist, nicht auf, sondern sind in einer Kladde versteckt.

Mein persönliches Fazit ist, dass man mir auch ein Buch hätte leihen können, mit dem ich mich in dem schönen Innenhof in die Sonne gesetzt hätte. Mein Lernerfolg wäre mindestens so groß gewesen, aber bequemer. Das vom Bezirk gesparte Geld hätte dann sicher noch für einen Kaffee für mich gereicht. Wenn man kontrolliert, dass die Ausleiher wirklich lesen (oder zumindest Seiten umblättern), kann man sogar Nassauer abhalten. Das wäre mal eine innovatives Konzept.

Ich vermute, dass viele Lichtenberger Schüler irgendwann in ihrer Schulzeit zu einem Besuch verdonnert werden. Dieses Museum ist meiner Auffassung nach nicht geeignet das Interesse an lokaler Geschichte  zu wecken, schlimmer noch, es trägt dazu bei, Museen als Orte grauer Langeweile anzusehen.

Eine weitere Erkenntnis habe ich noch gewonnen: Ein paar Häuser neben dem Museum ist eine Tapas-Bar, die ich demnächst mal besuchen möchte.

 

 

Berlin: Das erste halbe Jahr (Politik)

Wer mich kennt weiß, dass Politik schon seit vielen Jahren zu meinem Leben gehört. Daher war für mich klar, dass dieser Bereich weiter wichtig bleiben würde.


SPD Karlshorst

Unser erster Kontakt zur SPD Abteilung war schon in meinen Pendelzeiten. Wir wollten an einem lauen Sommerabend noch auf ein Kaltgetränk in einen nahe gelegenen Biergarten gehen. Davor lief uns meine jetzige oberste Chefin über den Weg (damals natürlich noch in ihrer alten Funktion), die ich noch zu ihren Juso-Tagen erlebt habe. Wir haben uns leicht verwundert umgesehen und festgestellt, dass dort gerade das Sommerfest gefeiert wurde. Wir haben uns an den Rand gesetzt und dann das Gespräch aufgenommen. Schon dieses erste Gespräch war sehr nett, so dass wir uns entschieden haben, hier beim Bundestagswahlkampf zu helfen.

Neben der Hilfe bei den Infoständen sind wir auch zu unseren ersten Abteilungsversammlungen gegangen. Das offene Diskussionsklima hat mich sofort angezogen. In dieser Abteilung wird so viel über Politik und so wenig über Organisatorisches geredet, wie ich es noch nicht erlebt habe. Die Diskussionen sind durchaus kontrovers und bieten an manchen Stellen einen interessanten Einblick in die unterschiedlichen Sichtweisen von Zugezogenen und langjährigen Einwohnern von Karlshorst, das in den letzten Jahren sein Bild erheblich verändert hat. Oft wird (mit Referent) über ein vorher festgelegtes Thema diskutiert, immer jedoch engagiert gesprochen. Das halte ich für beispielhaft  und ist nicht zuletzt für einen Verdienst des äußerst kompetenten Abteilungsvorsitzenden Gregor Költzsch. Inzwischen bin ich regelmäßig dabei und gehe sowohl zu den Versammlungen als auch zu anderen Events.

So ist es kein Wunder, dass wir in der Abteilung einige nette Leute getroffen haben, die wir gerne nicht nur in der SPD sehen.


Forum Netzpolitik im SPD-LV Berlin

In den letzten Jahren hat sich mein politisches Interesse in Richtung Netzpolitik entwickelt.  So habe ich schon in Krefeld intensiv am dortigen Arbeitskreis Netzpolitik mitgewirkt. In einem kleinen Unterbezirk ist es schwierig, so ein Spezialthema dauerhaft zu etablieren.

Da ist die Situation im Landesverband Berlin anders. Hier sind alle politische Protagonisten vertreten und die Digitalwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Dementsprechend sind die Voraussetzungen für das Forum Netzpolitik deutlich günstiger. Das soll aber nicht die Verdienste des Sprecherkreises schmälern, der jeden Monat einen interessanten Referenten präsentiert.

Ich bin inzwischen offizielles Mitglied und gehe regelmäßig zu den Treffen. Diese sind meist öffentlich und locken eine erhebliche Anzahl von Lobbyisten an, die sich offenbar aus erster Hand informieren wollen. So habe ich den Eindruck, dass institutionelle Interessen oft stark und der „normale Internetkonsument“ eher weniger vertreten sind.

Die Diskussionen leben von den interessanten Gästen, die aus verschiedenen Bereichen der Politik oder Digitalwirtschaft kommen. Die Veranstaltungen sind öffentlich und definitiv eine Empfehlung. Ich plane eine weitere regelmäßige Teilnahme, nachdem das letzte Treffen dem Einzug von Lucy zum Opfer gefallen ist.


Netzpolitische Abende der DigiGes

Die Veranstaltungen bei der Digitalen Gesellschaft haben mich schon von Krefeld aus interessiert und ich habe mir das ein andere mal den Stream angesehen. Daher habe ich die erste Gelegenheit genutzt, dort persönlich hinzugehen. Der regelmäßige Veranstaltungsort die C-Base ist sehr nerdig und so sind auch viele Gäste.

Bei meinen regelmäßigen Besuchen habe ich dann deutlich gemerkt, dass die Qualität der Vorträge sehr unterschiedlich sein kann. Das Programm ist vielfältig. Meist gibt es 2-3 Hauptredner und einige Kurzbeiträge. Die guten Vorträge sind den Besuch immer wert, aber nicht jeder Abend ist hochklassig. So war ein von mir erwarteter Vortrag über die Situation der Blogger in der Ukraine voller Fremdschämelemente. „Höhepunkt“ war die Vorführung eines Musikvideos einer Band, die sich zur Opposition rechnete. Die Untertitel offenbarten, das die damalige Regierung mir sexistischen Metaphern beleidigt werden sollte, die überhaupt nicht pc waren. Die weitere Vorführung wurde dann von der sichtlich entsetzten Moderatorin abgebrochen.

Ich habe die Termine weiterhin auf dem Schirm, bin aber nicht sicher, ob ich unabhängig vom Programm dort hingehen werde.


 Was noch kommen soll

Es gibt weit mehr interessante Veranstaltungen, als man besuchen kann. Ich möchte da meinen Horizont erweitern. Gerne möchte ich an Symposien oder Mehrtagesveranstaltungen soweit es meine Zeit erlaubt. Auch möchte ich das thematische Spektrum wieder erweitern, insbesondere in den Bereich Arbeit und Soziales. Auch die Teilnahme an Großveranstaltungen hat oft ihren Reiz.

Politik bleibt für mich definitiv ein wichtigen Thema.

Berlin: Das erste halbe Jahr (Musik, Kunst, Kultur)

Was mich an Berlin so fasziniert, ist das unglaubliche Angebot an Kunst und Kultur.

Musik


Als Geschenk an mich selbst zum neuen Job war ich beim „Placebo“-Konzert in der O2-World. Ich hatte eine Innenraumkarte war rechtzeitig da, und hatte so einen Platz etwa 10 Meter von der Bühne entfernt. Das Konzert war schön, der Sound toll und die Setlist ganz nach meinem Geschmack. Völlig begeistert war trotzdem nicht. Irgendwie wirkte das Konzert etwas runtergespielt. Es fehlte der schwer zu beschreibende magische Moment, der den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Konzert ausmacht.

Einen Abend vorher war ich mit Anja bei Plan-B im SO-36. Die Eintrittskarten hatte ich auf Johnny Häuslers Blog gewonnen. Das SO-36, hatte in den 80ern für mich einen legendären Ruf. Da ich in dieser Zeit nie in Berlin gewesen bin und es sich danach noch nicht ergeben hat, war dies tatsächlich mein erster Besuch in dem Laden. Er war viel weniger angeranzt als ich erwartet hatte. Das Publikum war wohl so eine Art Klassentreffen. Es waren viele End-Vierziger da, denen man ansah, dass sie tagsüber gute Jobs haben. Es gab nur einen gewissen Hang zu schwarzen Klamotten, aber eben nicht im Punk/Wave-Style sondern Bürokompatibel. Die Klassiker von Plan-B und einige Punk-Cover wurden dann von allen mitgesungen.





Ich habe mich sauwohl gefühlt und die beruhigende Erkenntnis gewonnen, dass ich mit meiner Entwicklung nicht alleine bin. Am Ende haben Anja und ich uns ein Band-Shirt gekauft und festgestellt, dass es mitten in Kreuzberg gar nicht so leicht ist am späten Abend einen Döner zu bekommen. Insgesamt ein toller Abend. Vielen Dank nochmal an Johnny für das schöne Geschenk.

Ansonsten war ich noch bei wenigen anderen Konzerten, die mir aber nicht so in Erinnerung geblieben sind. Hier möchte ich noch nachlegen. Das Problem ist, dass die meisten Konzerte in kleineren Läden auch über die Woche nicht vor 10 Uhr beginnen. Dann bin ich erst mitten in der Nacht zu Hause und muss trotzdem um 6 Uhr aufstehen. Deshalb werde ich mir diesen Luxus wohl auch künftig nur begrenzt leisten können.



Theater


Ich war in einigen kleineren Theateraufführungen, beispielsweise zu Willy Brandts hundertstem Geburtstag, die ordentlich aber nicht herausragend waren.

Die Highlights waren dann Aufführungen an den großen Bühnen.
Ich habe mir „Hyperion. Briefe eines Terroristen“ an der Schaubühne angesehen. Das erste Bühnenbild war eine große Wohnung. Diese wurde nach einigen Minuten von einem Polizeieinsatzkommando gestürmt und amtlich zerlegt. Dann sind die „Polizisten“ von der Bühne gesprungen und haben den Zuschauerraum geräumt. Der nicht vorgewarnte Teil des Publikums stand dann etwas unschlüssig vor dem Saal. Nach etwa 15 Minuten hatte sich die Bühne in einen weiß abgehangenen Raum verwandelt. Auf der Bühne war ein Hund. Dazu wurden Worte auf Leinwände projiziert. Dann war der Hund weg und mehrere Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlich vollständig bekleidet trugen Texte von Hölderlin vor. Diese Texte waren in doppelter Hinsicht schwer verständlich. Dazu passierte noch Verschiedenes auf der Bühne und irgendwann war es vorbei. Ich fühlte mich gleichermaßen ratlos wie gut unterhalten. Im Übrigen: „Hölderlin ist für mich kein Dichter.“ „Sondern?“ „Goethe!“

Vor kurzem hatte ich das Vergnügen mir meine erste Castorf Inszenierung an der Volksbühne anzusehen: „La Cousine Bette“ nach Balzak. Die Vorstellung begann mit Verspätung, da ein Schauspieler noch im Flugzeug festsaß. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Die Inszenierung spielte überwiegend in einem Haus, das auf der Bühne aufgebaut war. Die Aufführung wurde von zwei Kamerateams auf verschiedene Projektionsflächen übertragen. Dazu spielt immer wieder verschiedenste Musik. Das Ganze dauerte fünf Stunden und erforderte einiges an Sitzfleisch. Dafür wurde ich mit einer schauspielerischen Intensität belohnt, die außergewöhnlich war. Ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon einmal erlebt zu haben, insbesondere, da insgesamt nur 10 Schauspieler beteiligt waren. Es war außergewöhnliche Leistung, die mich über einige Längen hinweg gebracht hat.
Ich habe mir vorgenommen, weiter regelmäßig ins Theater zu gehen. Es sind noch einige große Bühnen zu besuchen und auch kleineren Inszenierungen werde ich noch Chancen einräumen. Da ich in den letzten Jahren kaum im Theater war, bin ich mit meiner Ausbeute ganz zufrieden.

Kino

Ich war zwei Mal bei den live begleiteten Stummfilmaufführungen im Froschkönig. Mein Highlight war ein Laurel & Hardy Film in dem sie versuchen eine Ziege zu waschen. Ich bin vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen.

Ansonsten sieht es recht mau aus. Ein Hintergrund ist, dass ich im Moment nicht so genau weiß, was ich mag. Ich kann mit Popkornkino recht wenig anfangen, habe mich bei anspruchsvolleren Produktionen in den letzten Jahren aber öfter gelangweilt. Hier muss ich demnach erstmal wieder herausfinden, was ich suche, bevor ich es finden kann.

Museum

Meine größte Leerstelle ist „Museum“. Während ich bei meinen Besuchen im letzten Jahr häufig einen Museumsbesuch eingeplant hatte, war ich im letzten halben Jahr in keinem größeren Museum mehr. Hier wirkt das Paradoxon des leichten Zugangs: Museumsbesuche erfordern keine Planung und werden deshalb von mir mit leichtem Herzen verschoben. Diese Abstinenz muss ich dringend überwinden. So steht die Ai Weiwei-Ausstellung oben auf meiner Liste. Auch die ethnographische Sammlung in Dahlem muss ich bald wieder besuchen.

Ich habe auch wieder viel gelesen. Das gehört in einen eigenen Eintrag.

Insgesamt bin ich ganz zufrieden mit diesem Bereich. Zudem war die Zeit der Einarbeitung recht anstrengend und hat mir wenig Energie übrig gelassen. Da geht also noch was. Berlin als Kulturhauptstadt ist für mich immer noch faszinierend. Ich bin sicher, dass es noch viel zu entdecken gibt.