Die Buch-Challenge

Ich wurde von Thomas auf Facebook für die Buch-Challenge nominiert und nutze die Gelegenheit mich wenigstens mal kurz zurückzumelden und über eines meiner Lieblingsthemen zu sprechen: Bücher.

Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation

Norbert Elias war der Autor, der mich in meinem Soziologie-Studium am stärksten geprägt hat. Sein Fortschrittsoptimismus gepaart mit Kenntnisreichtum war für mich eine Offenbarung. Die Bücher waren für mich wie Lyrik. Zudem hat er einen Hang zur Ethnographie. Diese Teildisziplin hat mich durch mein Studium begleitet. Mit Norbert Elias verbinde ich Autoren wie Marcel Maus (weit mehr als Emile Durkheim) oder Margrete Mead. Zu dieser Zeit kam die moderne Systemtheorie immer stärker in der Lehre an. Mit der technokratischen Sichtweise Luhmanns konnte ich mich nie  so recht anfreunden. Ich stand immer auf der Seite von Jürgen Habermas. Am Ende meines Studiums hatte ich den Plan, die Theorien von Luhmann und Elias zum Sozialen Wandel in einer Dissertation zu vereinen. Inzwischen bin ich froh, diesen Plan aufgegeben zu haben. Zum einen wäre das Thema kaum zu fassen gewesen, zum anderen muss ich eingestehen, dass die Systemtheorie mehr erklärt und darum geht es ja bei soziologischen Theorien. Nach meinem Zweitstudium bin ich inzwischen überzeugter Vertreter einer sozialen Systemtheorie. Die systemische Betrachtung ist ein unglaublich mächtiges Werkzeug um nahezu alle sozialen Phänomene zu erklären. Leider ist sie nicht leicht fassbar und ich leide immer wenn sie falsch verstanden angewendet wird (heute noch erlebt). Elias ist eleganter, erklärt aber weniger. Schade!

Theodor W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter

In der Oberstufe gehörte es bei uns zum guten Ton Minima Moralia gelesen zu haben. Damit hatte ich Adorno mehr als Essayisten, als als wichtigen Theoretiker abgespeichert. Während des Studiums habe ich dann die „Studien zum autoritären Charakter“ gelesen und war von der Klarheit der Gedanken, ihrer Originalität und der Sorgfalt der Ausarbeitung beeindruckt. Adorno hat es mit diesem Buch geschafft sich zwischen alle Stühle zu setzen. Das verdient meine Hochachtung. Es gibt eben kein richtiges Leben im Valschen.

Johann Wolfgang Goethe: Faust

Eigentlich müsste dieses Buch wegen Offensichtlichkeit sofort rausfliegen. Es steht nicht auf der Liste, weil es von Vielen für das wichtigste deutsche Buch gehalten wurde, sondern weil es von meinem Vater für das wichtigste deutsche Buch gehalten wurde. So habe ich wohl schon Goethe-Zitate gehört bevor ich laufen konnte. Meine Eltern haben mich von Kindesbeinen an für Kultur zu interessieren gesucht. Ich bin mit Büchern aufgewachsen und schon in jungen Jahren mit ins Stadttheater genommen worden. Später habe ich mich mit meinem Vater oft über seinen, meiner Meinung nach zu konventionellen, Kunstgeschmack auseinandergesetzt. Zu seinem letzten Geburtstag habe ich einen Schauspieler besorgt und ihn gebeten „Faust“ zu zitieren. Zu dem Auftritt ist es nicht mehr gekommen. Mein Vater ist an dem Tag gestorben.

Robert Gernhardt: Wörtersee

Ich mag Lyrik. Ich hasse Betroffenheitslyrik. Robert Gernhardt, Erich Kästner oder Kurt Tucholsky schreiben andere Lyrik. Möglicherweise sind die Verse nicht so wohlgesetzt wie die der deutsche Klassiker, dafür sind sie verständlich, witzig oder traurig, albern oder lehrreich. Gernhardt wurde von mir sicher am häufigsten zitiert und Kästner kommt noch. Im Übrigen: Hölderlin ist für mich kein Dichter! Sondern? Goethe!

Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

Das Buch taucht schon auf Thomas Liste auf und wir haben vermutlich im Laufe der letzten 30 Jahre Tage damit verbracht darüber zu reden, es zu zitieren oder Anspielungen darauf zu machen. Deshalb habe ich es auch nicht durch „Die Letzten ihrer Art“ ersetzt, das mir mehr am Herzen liegt und das ich für Adams wichtigstes Buch halte. Der Anhalter ist aber das biographisch bedeutendere Buch und es beantwortet immerhin die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.

Theodor Storm: Der Schimmelreiter

Ich mag inzwischen eine magische Atmosphäre in Büchern, wie sie auch bei Haruki Murakami, Carlos Ruis Zafon Gabriel Garcia Marquez oder ganz anders auch bei Walter Moers vorkommt. Nachdem ich solche Elemente über Jahre abgelehnt habe, hat mich vor vielen Jahren Storm dazu gebracht, meine Haltung zu ändern. Darüber hinaus ist es ein richtig schönes Buch.

John Irving: Das Hotel New Hampshire

Ich glaube ich habe jedes Buch von Irving gelesen und erwarte immer noch Geschichten von Bären, Ringen, Neuengland und Wien. Das Hotel New Hampshire hat alle Elemente, ist eine anrührende Geschichte und daher mein Lieblingsbuch.

Sven Regener: Herr Lehmann

Wenn Herr Regener Interviews gibt bekomme ich regelmäßig das Gruseln und Element of Crime mag ich auch nur so mittel. Die Bücher mag ich aber sehr. Berlin ist nicht mehr so wie 1989 und ich bin auch nicht mehr so. Dann ist ja alles Gut. Die Leute die in den Büchern vorkommen, gab es so ähnlich auch in Krefeld. Einige Dialoge aus „Der kleine Bruder“ meine ich genauso im Milliways, einer nicht mehr existierenden Bar in Krefeld gehört zu haben. Auch die Verfilmung mit Christian Ulmen als Herr Lehmann gefällt mir gut. Jedes Mal wenn ich am Prinzenbad vorbeikomme, muss ich an das Buch denken. Es ist ein Buch über meine jungen Jahre und ein Buch über Berlin, dass ich zu dieser Zeit kaum kannte.

Erich Kästner: Fabian

Zum Fabian habe ich hier alles geschrieben.

Gabriel Garcia Marquez: 100 Jahre Einsamkeit

Noch ein ausländischer Autor. Ich schwanke zwischen Flan O’Brian und Marquez und habe mich am Ende für 100 Jahre Einsamkeit entschieden. Das ist vor allem meiner Verbindung zu Kolumbien geschuldet. Ich liebe die Charakterschilderungen und verschlungenen Geschichten. Vielleicht komme ich ja nochmal nach Kolumbien. Die Friedenszeichen aus diesem wunderschönen Land lassen mich hoffen.

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