Das Museum Lichtenberg: Tafeln hängen an Wänden

Über Dinge zu reflektieren birgt den Kern der Veränderung schon in sich. So habe ich heute auf dem Heimweg einen Zwischenstopp eingelegt und das Museum Lichtenberg im Kaskelkiez besucht. Als ich die Museumsräume betrat, wurde ich von einem Mitarbeiter angesprochen, ob ich „nur schauen“ wollte. Als ich das bejahte, hat er sich erstaunt zurückgezogen. Besucher sind wohl während der allgemeinen Öffnungszeiten ungewöhnlich. Ich weiß jetzt auch warum.

Da Museum bietet in einer Dauerausstellung einen Überblick über die Geschichte des heutigen Stadtbezirks Lichtenberg in den letzten 700 Jahren. Leider besteht es überwiegend aus Texttafeln, die nur mit wenigen und nicht immer passenden Fotos aufgelockert werden. Weiterhin stehen verschiedene Exponate aus der jüngeren Geschichte wahllos im Raum herum.

In den Texten wird versucht, die Verbindung von allgemeinen Entwicklungen zu lokalen Ereignissen darzustellen. Als jemand, für den von draußen betrachtet meist Berlin insgesamt die kleinste wahrgenommene Einheit war, war es schon interessant mitzubekommen, welche Ereignisse im Stadtbezirk verortet waren. Als weltpolitisches Ereignis war mir bisher nur die Kapitulation in Karlshorst am 08/09.05.1945 bekannt, der auch ein Museum gewidmet ist. Aber Lichtenberg war als Berliner Vorstadt Ort vieler Episoden, beispielsweise im Dreißigjährigen Krieg und während der napoleonischen Zeit. Also habe ich schon so einiges über meinen Wohnort gelernt.

Im ersten Stock war eine ebenso textlastige Sonderausstellung über Carl August von Hardenberg und Friedrich Scharnweber, die von einem zweiten Mitarbeiter bewacht wurde, ein Job den ich nur Menschen empfehlen kann, die gerne viel lesen. Die dortigen Exponate konnte ich überwiegend der Ausstellung gar nicht zuordnen. Vielleicht stehen sie auch immer dort und wurden nur in die Ecke geschoben. Leider habe ich vergessen Fotos zu machen.

Grundsätzlich befürworte ich die Einrichtung von lokalen Museen und es haben viele Städte mit weniger als 260.000 Einwohnern ein „Heimatmuseum“. Ich habe keine Kenntnis der Geschichte des Museums. Für mich stellt sich jedoch die Frage, welchen Sinn eine Ausstellung hat, wenn offensichtlich die Mittel fehlen sie nach grundlegenden museumspädagogischen Kriterien zu gestalten.

Es gibt noch weitere Dinge die ich nicht verstehe: Nach Hans und Hilde Coppie ist ein Gymnasium in Lichtenberg benannt. Trotzdem tauchen sie auf der Tafel, die dem Widerstand gegen die Nazis gewidmet ist, nicht auf, sondern sind in einer Kladde versteckt.

Mein persönliches Fazit ist, dass man mir auch ein Buch hätte leihen können, mit dem ich mich in dem schönen Innenhof in die Sonne gesetzt hätte. Mein Lernerfolg wäre mindestens so groß gewesen, aber bequemer. Das vom Bezirk gesparte Geld hätte dann sicher noch für einen Kaffee für mich gereicht. Wenn man kontrolliert, dass die Ausleiher wirklich lesen (oder zumindest Seiten umblättern), kann man sogar Nassauer abhalten. Das wäre mal eine innovatives Konzept.

Ich vermute, dass viele Lichtenberger Schüler irgendwann in ihrer Schulzeit zu einem Besuch verdonnert werden. Dieses Museum ist meiner Auffassung nach nicht geeignet das Interesse an lokaler Geschichte  zu wecken, schlimmer noch, es trägt dazu bei, Museen als Orte grauer Langeweile anzusehen.

Eine weitere Erkenntnis habe ich noch gewonnen: Ein paar Häuser neben dem Museum ist eine Tapas-Bar, die ich demnächst mal besuchen möchte.