Deutsch-Russische Festtage

Auch in Karlshorst war Pfingsten ein Fest. Es waren die achten deutsch-russischen Festtage auf der Trabrennbahn.

Karlshorst bietet sich ja wegen für solche Festlichkeiten an, da dort bis in die 90er das Hauptquartier der sovjetischen Truppen in Deutschland war. Bei diesem Fest war nur noch ein als Kosake verkleideter Mann zu sehen., Das Programm geht über drei Tage und ist recht umfangreich. Musik wird auf mehreren Bühnen gespielt, dazu kommen noch eine ganze Reihe Veranstaltungen und ein großes Kinderprogramm. Auf dem Gelände ist eine kleine Kirmes und jede Menge Buden bieten überwiegend russische Spezialitäten an. Auch wenn die Veranstaltung gut besucht ist, besteht vermutlich ein hoher Bedarf an Sponsorengeldern. Gazprom tritt als Hauptsponsor auf, einige andere russische Unternehmen werben ebenfalls breit.

Ich habe dem Fest am Pfingstsonntag einen Besuch abgestattet. Zu diesem Zeitpunkt war das Rahmenprogramm schon zu großen Teilen beendet. Auf der Hauptbühne war noch ein besonderes Event angekündigt.

Deutsch-Russische Festtage Haupttribüne

Deutsch-Russische Festtage Haupttribüne

Auf dem Gelände ist mir eine Gruppe von Menschen aufgefallen, die ich schon demonstrieren gesehen habe und die mir durch ihre völlig unkritisch pro-russische Haltung im Ukraine-Konflikt und ihre eigenwillige Frisuren im Gedächtnis geblieben sind.

Das Publikum war ansonsten gemischt: Viele Familien mit Kindern, eine Mehrheit mit russischen Wurzeln und zunehmend junge Männer. Ich bin ein wenig über das Gelände geschlendert und habe auf den Hauptakt gewartet.

Varvara

Der Auftritt von Varvara wurde überall angekündigt. Sie scheint bei den Russen recht populär und bekannt zu sein. Vor der Sängerin kam die Begleitband auf die Bühne. Mir am nächsten war ein verwegenen aussehender Musiker, der zunächst eine Felltrommel schwenkte. Er versuchte den Eindruck von Wildheit zu vermitteln so als habe das Tier aus dem die Felltrommel gemacht wurde noch gelebt, als es aufgespannt wurde. Dazu trug er ein Kostüm, das mich an die Retortenband Dschinghis Khan erinnert hat. Es sollte wohl keine Parodie sein.

Varvara selbst ist sehr blond und wurde von zwei ebenfalls sehr blonden Tänzerinnen begleitet. Deren Kostüm war wohl kaputt, denn es war vorne bis zum Nabel offen, so dass die armen Tänzerinnen dem Publikum die ganze Zeit ihre BHs zeigen mussten.

Musikalisch handelte es sich wohl (teilweise?, überwiegend?) um Popversionen von russischen Volksliedern. Das ganze wirkte wie mit Zuckerguss überzogen. Ich war nicht begeistert. Irgendwann sang sie ein Lied aus der Ukraine. Gazprom hat den Strom nicht abgestellt.

Von den jungen Männern waren inzwischen viele besoffen wie zehn Russen. Ich bin dann lieber gegangen, ohne noch ein Foto der Trommel zu bekommen.

Fazit: Deutsch-Russische Festtage sind nur so lala.

P.S.: Demnächst gibt es hoffentlich einiges zu berichten und auch wieder mehr Beiträge.

 

Karneval der Kulturen 2014

Blindheit 2013

Das war genau genommen mein zweiter Besuch bein Karneval der Kulturen. Ich habe mit letztes Jahr mit einem guten Freund den Umzug angesehen und war nicht besonders begeistert. Irgendwie haben wir es aber geschafft das Straßenfest, auf dem sich einige 100.000 Menschen getummelt haben, zu übersehen. Dabei waren wir vielleicht 100 Meter davon weg. Den Umzug fanden wir nur so mittel spannend Wir waren deshalb nicht all zu lange da und sind dann nach Neukölln aufgebrochen. Fotos habe ich letztes Jahr nicht gemacht, aber googeln hilft.

Samstag und Sonntag: Ich habe den Karneval der Kulturen gefunden

Dieses Jahr war ich besser vorbereitet und habe mich auf der Webseite informiert. Die Seite gibt aber längst keinen vollständigen Eindruck von der Vielfältigkeit, die man dort erleben kann. Ich war etwas voreingenommen, da sich (soweit ich weiß zum ersten Mal in diesem Ausmaß) im Vorfeld einige Kritik bemerkbar gemacht hat.

Wenn man am Halleschen Tor ankommt, kann man von der U1 aus (das ist die U-Bahn, die auf Stelzen fährt) schon einen ersten Eindruck vom Getümmel erhalten. Der erste Musiker sitzt direkt am Ausgang der Haltestelle und gibt elektronische Töne von sich. Direkt auf der anderen Seite des Landwehrkanals steht schon die erste Bühne. Dort spielten die Bohemian Betyarsdie mit ihrem Speedfolk viel Spaß gemacht haben.

Bohemianbetyars auf dem Karneval der Kulturen 2014

Bohemian Betyars mit Kopf

 

Ich würde es Punk-Polka nennen, was die Jungs da gespielt haben. Die Lieder handeln, soweit aus den Ansagen ersichtlich vom Saufen von Frauen und Alkohol und Mädchen. Auf jeden Fall gingen die Musiker und das Publikum gut ab. Am Ende verkündeten sie, im Herbst nach Berlin ziehen zu wollen. Willkommen in Berlin.

Mulitkulti Fressmeile

Von dieser Bühne geht es dann in zwei Richtungen weiter. Man kann ein großes Karee ablaufen in dem sich Fressbude an Verkaufsstand reiht. Gerade an diesem Teil hat dich die Kritik am Karneval der Kulturen festgemacht. Meiner Schätzung nach könnte etwa die Hälfte der Stände auch auf einer rheinischen Kirmes stehen. Ein weiteres Viertel sind Verkaufsstände, die etwas ungewöhnlicher sind und das letzte Viertel ist wirklich speziell.

Unter diesen Ständen finden sich viele, die offensichtlich bereits seit längerem improvisiert sind. An einigen wird Live-Musik aus dem Herkunftsland gespielt, an vielen Folklore aus der Konserve. Es gibt skurrile Schilder wie an einem Stand an dem „polnisches Volksholz“ angeboten wurde. Am Ende waren es nur Schnitzwerk unseres östlichen Nachbarn. Ich muss mal dringend die Bekannten, die gerne Biere ausprobieren zu Pfingsten nach Berlin locken. Das Angebot an außergewöhnlichen Bieren aus aller Welt reicht für mehr als drei Tage, eher drei Monate.

Ist diese Verteilung von reinem Kommerz und Außergewöhnlichem nun gut oder schlecht? Ich bin am Ende nicht ganz entschieden. Es wird wohl auch zur Finanzierung beitragen und so geht es wohl noch in Ordnung.

Karneval der Kulturen auf dem Blücherplatz

In der Mitte der Fressmeile liegt der Blücherplatz, auf dem viele Kulturvereine etwas veranstalten. So habe ich Spanier (oder Katalanen?) beim Pyramiden bauen gesehen.

Spanische Pyramide auf dem Karneval der Kulturen

Spanier beim Hochstapeln

Daneben bot ein türkischer Kulturverein die ganze Zeit Programm. So habe ich zum ersten Mal die türkische Folklore, die relativ wenig dynamisch ist (Ich habe keine Ahnung wie man sie nennt), live gesehen. Der Sänger war so unbeweglich, wie die Musik dynamisch ist.  Ich habe erstmals verstanden, wieso man diese Musik mögen kann. Zudem gab es dort Fleisch im Brot sowie Bier zu zivilen Preisen.

Auch nach Einbruch der Dunkelheit war der Blücherplatz sehr gut besucht. Aus allen Ecken tönt Musik. Das ganze wirkt erfrischend unorganisiert, tolerant und vielfältig. Hier ist wirklich „Karneval der Kulturen“.

Am Ende habe ich das Straßenfest als genau das erlebt: Ein Fest für die Menschen, die in aus aller Welt nach Berlin gekommen sind um hier zu leben oder auch nur um einige gute Tage zu verbringen. Wenn sich der Kommerz weiter im Rahmen hält, kann es noch für viele Jahre ein tolles Fest sein. So ist es auf jeden Fall eine absolute Empfehlung von mir.